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13.11.2024 08:07:08
Die Pilotphase des Kirchlichen Regionalen Sozialdiensts, kurz KRSD, geht im Dezember 2018 zu Ende. Der Dienst, der in der Region Brugg-Windisch zum grossen Teil von der Kath. Kirchgemeinde Brugg finanziert wird und in enger Zusammenarbeit mit Caritas und der Röm.-Kath. Kirche im Aargau seit 2016 als Pilotprojekt geführt wird, hat sich bewährt. An der Kirchgemeindeversammlung vom 4. Dezember in Windisch werden die Katholiken darüber abstimmen, ob der KRSD institutionalisiert und die Leistungsvereinbarung mit Caritas Aargau für vier weitere Jahre verlängert wird.
Sozialarbeiterin Betânia Figueiredo führt seit 2016 die KRSD-Stelle in Brugg. Sie erlebt in ihren Sprechstunden im Laubsägelihuus an der Stapferstrasse hautnah, was sich gerade in unserer Gesellschaft abspielt: Staatliche Sozialdienstleistungen werden abgebaut und Menschen, die den Anforderungen der Leistungsgesellschaft nicht mehr genügen, werden immer mehr vernachlässigt. Jedes der 232 Dossiers, die Betânia Figueiredo von ihrem Stellenantritt bis zum heutigen Tag eröffnet hat, birgt ein menschliches Schicksal – oft auch Schicksalsschläge: Das kann eine unerwartete Kündigung, eine schwere Krankheit oder eine schwierige Trennung sein.
Hinter den einzelnen Ratsuchenden stehen nicht selten ganze Familien. Zwischen Juli 2016 bis zum heutigen Tag konnten knapp 500 Personen und ihre Familien erreicht werden. Wenn Betânia Figueiredo ein Dossier eröffnet, umfasst die Beratung in der Regel fünf bis sechs Sitzungen. Daneben hat sie bis heute 262 Kurzberatungen im Rahmen von einstündigen Gesprächen durchgeführt – für Anliegen, für die rasch und unkompliziert eine Lösung gefunden werden konnten. Der KRSD ersetzt nicht den Sozialdienst der Gemeinden, sondern versteht sich als ergänzendes Angebot zu staatlichen Dienstleistungen und hilft unkompliziert und kostenlos, wenn Leute zwischen Stuhl und Bank zu fallen drohen. Die Sozialberatung ist für alle Menschen – ungeachtet von Religion, Nation und Herkunft – zugänglich. Betânia Figueiredo verweist an die richtige Stelle, vermittelt bei Schwierigkeiten oder bietet Unterstützung in akuten Krisen- und Notsituationen. Sie klärt Sozialversicherungsansprüche, hilft bei Fragen zu Budget und Schulden und sucht mit den Ratsuchenden gezielt nach Lösungen.
Der KRSD trifft den Nerv der Gesellschaft
KRSD-Stelleninhaberin Betânia Figueiredo bietet Beratungen in Deutsch, Spanisch und Portugiesisch an. Deshalb hat sie erfahren, wie in den letzten Jahren vermehrt Portugiesen und Spanier in die Schweiz zugewandert sind. Oft leben diese isoliert und arbeiten unter prekären Verhältnissen. Sie kommen voller Hoffnung auf ein besseres Leben und stehen nicht selten bald als sogenannte «Working Poor» da – verbunden mit Schamgefühlen ihren Familien gegenüber. «Das sind schwierige Gespräche», gibt Betânia Figueiredo zu. Manchmal stelle sich auch heraus, dass rechtlich etwas nicht korrekt gelaufen ist. «Ich darf parteiisch sein», erklärt sie, «ich stelle mich auf die Seite der Klienten und kann mich – falls nötig – einschalten und bei einem Arbeitgeber nachhaken oder Rechte einfordern.» Rechtliche Anfragen nehmen tendenziell zu, deshalb hat sie sich in der «anwaltschaftlichen» Arbeit gestärkt und weitergebildet.
Über die weitere Kooperation wird abgestimmt
Aufgrund der vielen positiven Erfahrungen, der grossen Nachfrage und der guten Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Soziales der Kirchgemeinde Brugg empfiehlt die Steuergruppe die Weiterführung des KRSD Region Brugg-Windisch. Im Evaluationsbericht zur Pilotphase heisst es: «Damit stärken wir die Diakonie und helfen, dass der KRSD als Institution des Pastoralraumes in unserer Kirchgemeinde fest verankert wird. Wir empfehlen die Weiterführung im gleichen Stellenumfang». Damit will die Kirche in Zusammenarbeit mit Caritas Aargau einen Gegenpool setzen in einer Gesellschaft, die zunehmend nachlässiger mit benachteiligten Mitmenschen umgeht.
Die Stelle umfasst ein Pensum von 70 Stellenprozenten. Das Angebot in Portugiesisch umfasst den Rahmen einer 20%-Stelle – diese wird von der Röm.-Kath. Kirche im Aargau finanziert. Die übrigen Kosten, d.h. die 50%-Prozent-Stelle, trägt die Kath. Kirchgemeinde Brugg. Über die Leistungsvereinbarung mit Caritas Aargau zur Führung der KRSD-Stelle in Kooperation für weitere vier Jahre wird an der Kirchgemeindeversammlung in Windisch am 4. Dezember abgestimmt.
Den Evaluationsbericht zur Pilotphase finden Sie als PDF unten auf dieser Seite. Weitere Infos über den KRSD in Brugg hier.
Dokument Evaluationsbericht_Pilotphase_KRSD_Region_Brugg-Windisch.pdf (pdf, 1971.3 kB)
Datum der Neuigkeit 9. Nov. 2018zur Übersicht |