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26.12.2024 17:34:49
Unter dem Motto «Von der Aktion Lee zu Lee in Aktion» trafen sich in Riniken am Bettag Jung und Alt von weit und nah. Ein farbenfrohes Graffiti an der Aussenmauer vom Kirchlichen Zentrum Lee zeugt nun vom lebendigen Geist, der hier weht.
«Was wäre die Gemeinde ohne das Zentrum Lee?», fragte Vizeamman Beatrice Bürgi zu Beginn der Festlichkeit. Das ökumenische Zentrum ist Lebensnerv der Gemeinde Riniken. Gottesdienste, Gemeindeversammlungen, Infoveranstaltungen, Vereinsproben, kulturelle Anlässe: Alles findet im Lee statt, es ist Treffpunkt für die Jugend und für das Alter – hier wird geübt, gekocht, gefestet und gefeiert.
Eingeladen hatten die reformierte Kirchgemeinde und das katholische Kirchenzentrum Brugg-Nord zu einem Brunch mit anschliessender Dankesfeier. Einmal mehr trafen sich die Leute aus der ganzen Umgebung, viele hatten die Bauzeit noch erlebt. Der damalige katholische Seelsorger und Ökumene-Zugpferd Josef Elser (88) war sogar aus dem Toggenburg angereist. Unter den geladenen Gästen war der ehemalige Gemeinderat und Präsident der «Aktion Lee» Karl Diethelm und sowie Architekt Rudolf Keller.
Karl Vischer, Präsident der Reformierten Kirchgemeinde, betonte den heutigen Stellenwert für die Reformierten. Die damalige Bauherrin investierte erst letztes Jahr in den Bau einer Photovoltaikanlage auf dem Dach. Damit leiste sie einen konkreten Beitrag zur Erhaltung der Schöpfung. Hans Schilling, Präsident der katholischen Kirchenpflege verdeutlichte, wie stark die Katholiken sich mit dem Lee identifizieren: Es sei schlichtweg «ihr» Kirchenzentrum Brugg-Nord. Pfarreiratskoordinatorin Judith Aranya führte durchs Festprogramm und zeigte auf, wie reibungslos das ökumenische Miteinander funktionieren kann.
Die Musikgesellschaft Riniken, die schon 1978 beim Umzug und Glockenaufzug mitmarschierte, machte an diesem Festtag den Auftakt. Während die Erwachsenen brunchten, sprayten die Teenager draussen unter der Leitung von Graffitikünstler Manuel Scepka ein Wandbild mit dem Spruch «Wir sind Wandlung, Wachstum». Der Gemischte Chor Riniken zeigte vielfältige Kostproben seines Repertoires, die Historikerin Astrid Baldinger erklärte, wie es zum Bau dieses für den Bezirk Brugg einmaligen ökumenischen Zentrums kam: Die ersten Spuren führten ins Jahr 1966 als ein «Aktionskommitee» die reformierte und katholische Kirchenpflege einlud, ihre Haltung zu einem gemeinsamen interreligiösen Zentrum im Gebiet des Leehügels zu äussern. Das zuvor beendete Zweite Vatikanische Konzil hatte den Weg der Öffnung zur Ökumene vorbereitet. Der Wunsch der eingesessenen reformierten Riniker im alten Dorfteil nach einem eigenen Friedhof mit Glockenturm verband sich mit der demographischen Entwicklung. Ökumene war insbesondere den neu zugezogenen, engagierten Ehepaaren aus beiden Konfessionen ein grosses Bedürfnis. Der Boden war vorbereitet. Der reformierte Pfarrer Werner Keller bildete zusammen mit dem katholischen Seelsorger Josef Elser ab 1974 ein Dream-Team in Sachen Ökumene. Im September vor vierzig Jahren läuteten erstmals die Glocken in Riniken für beide Konfessionen: Es ist hier gelebte Selbstverständlichkeit, doch in der Schweiz gibt es bis heute nur zehn solche ökumenische Kirchenzentren.
Text von Astrid Baldinger
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