Kreativ Kochen gegen «Food Waste»
Am Samstag, 3. März, kochte Andri Casanova, Koch mit 15 Gault-Millau-Punkten und Gastgeber des Restaurants Essen‘z in Brugg, zusammen mit Jugendlichen eine spezielle Fastensuppe. Die Suppe setzte sich zusammen aus einwandfreien Lebensmitteln, die jedoch nicht mehr verkauft werden konnten.
In der Fussgängerpassage im Untergeschoss vom Neumarkt in Brugg stehen Leute um einen Einkaufswagen und staunen: «Was, all dieses Gemüse darf nicht mehr verkauft werden? Das sieht ja noch tadellos aus…» Im Wägeli befindet sich der Rest der Lebensmittel, den Starkoch Andri Casanova mit Religionsschülerinnen und -schülern aus dem Pastoralraum Region Brugg-Windisch für eine Fastensuppe verarbeitet hat. Am Freitagabend hatten lokale Bäckereien und Lebensmittelgeschäfte ihnen Brot und Gemüse zur Verfügung gestellt, Gemüse, das nun am Samstagmorgen verarbeitet wurde.
«Die Fastensuppen-Aktion soll zum Nachdenken anregen, wie verschwenderisch man selber mit Lebensmitteln umgeht und was man dagegen tun kann», sagt
Iris Bäriswyl, verantwortlich für den Fachbereich Soziales im Pastoralraum, welche diesen Anlass initiiert hat. Im Fastenopfer-Kalender von diesem Jahr ist dazu zu lesen: «In der Schweiz wird ein Drittel der produzierten Nahrung verschwendet. Rund 45% werfen private Haushalte weg – das bedeutet durchschnittlich rund eine Mahlzeit pro Person und Tag.»
Kochen mit «abgelaufenen Lebensmitteln» Die Lebensmittel, die am Freitag aus den Ladengestellen verschwinden mussten, wurden am Samstagmorgen von den Jugendlichen unter der Anleitung von Andri Casanova fleissig gerüstet, geschält und geschnitten. Rüebli, Kartoffeln, Lauch, Sellerie, Artischocken und Blumenkohl wanderten in den Kochtopf mit der Bouillon; kleingehackter Peterli, Dill und Koriander sowie Pilze wurden mit Olivenöl übergossen, mit Salz und Pfeffer gewürzt und zur Kräuterpaste verarbeitet. Damit wurden die Scheiben von dem ein Tag alten Brot geschmiert.
«Das ist das erste Mal, das ich mit Kindern zusammen gekocht habe», berichtet Andri Casanova vom
Restaurant essen'z. Das gemeinsame Kochen lebt von der Interaktion, die Jugendlichen zeigen Initiative und packen an, sobald sie sehen, dass etwas zu tun ist, lobt er sie. «Cool, dass wir mit einem richtigen Koch arbeiten durften,» äussert sich wiederum einer der Jugendlichen, der hingebungsvoll Fleisch vom Suppenhuhn für die Suppenbeilage auseinander zupft. «Er hat es uns richtig gut erklärt. Auch dass abgelaufene Lebensmittel nicht einfach plötzlich giftig sind, weiss ich nun.» Gut hinzusehen, hat ihnen Andri Casanova empfohlen, dann können auch abgelaufene Lebensmittel noch eine Weile verwendet werden.
Bedarf an Wissensvermittlung Andere Jugendliche interviewten Passanten und fragten nach, was diese über «Food Waste» wissen und wie sie mit abgelaufenen Lebensmitteln umgehen. Ihre Erkenntnis: Die ältere Generation weiss viel mehr über dieses Thema, weiss, was für Gerichte sich auch aus Resten kreieren lassen. «Es gibt also durchaus wieder Bedarf an Wissensvermittlung», meint dazu
Urs Purtschert, katholischer Religionslehrer, der die Jugendlichen der ersten Oberstufe im
Projekt «Food Waste» auf den Anlass vorbereitet hatte. «Wir können uns gar nicht mehr vorstellen, wie früher gekocht werden musste, als nicht alles im Überfluss vorhanden war», ergänzt Andri Casanova. «Vieles davon kann uns nun auch wieder als Inspiration dienen, wenn wir verhindern wollen Lebensmittel zu verschwenden.»
Schliesslich wurden 120 Portionen Suppe verteilt – den Leuten hat es geschmeckt. Viele baten um Nachschlag. In der Kollekte wurden knapp 820 Franken gesammelt. Das Geld kommt hälftig einem
ökumenischen Fastenopfer-Projekt in Haiti und der
«Schweizer Tafel» zu Gute.
Weitere Informationen • Iris Bäriswyl, Leiterin Fachbereich Soziales, Pastoralraum Region Brugg-Windisch,
Tel. 056 441 56 20, Iris.Baeriswyl@kathbrugg.ch
Fastensuppe 2018 mit Starkoch Andri Casanova
Datum der Neuigkeit 7. März 2018